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Chor verstärkt sich mit drei hervorragenden Solisten

Frohsinn mit dem Quartettverein

Von Michael Stukowski

BOCHOLT. Böse Zungen mögen sagen, der Quartettverein verstärke sich nur mit Solisten, weil die Sänger mit den Jahren ihren Zenit überschritten hätten. Dass dem gar nicht so ist, bewiesen der Chor und sein Leiter Otto Groll jetzt auf eindrucksvolle Weise beim Jahreskonzert. Mit Susan Albers, Stefan Passerschroer oder Sarah Hübers wirkten diesmal mehr Solosänger mit als sonst, doch die sorgten im ausverkauften Stadttheater auch für viel Abwechslung.

Schon bei den ersten Liedern präsentierte sich der Quartettverein in bestechend guter Form – viel Frohsinn verbreiteten die Sänger mit „Erhebet das Glas“ und „Bei solchem Feste“. Auch den dalmatinischen Zungenbrecher „Kad sibila mala mare“, der a cappella gesungen wurde, löste man(n) bravourös. Zwischendurch hatte Albers tiefsinnige Töne angeschlagen: „Für immer ab jetzt“ ist eine Hommage an das Glück im Augenblick, die die Sängerin so gefühlvoll ausreizte, dass die Besucher fast betreten klatschten. Zuckersüß intonierte sie die schöne Ballade „Hallelujah“ – die sehr romantische Deutung dürfte nicht jedem Leonard-Cohen-Fan geschmeckt haben.

Passerschroer macht keinen Hehl daraus, ein großer Fan von Frank Sinatra zu sein. Dessen „Fly me to the moon“ trug der Rheder mit klarer Stimmführung und angenehmem Timbre vor.

Ein etwas ungleiches Duo bildeten Sarah Hübers und Winni Biermann, das man getrost mit „Pop meets Classic“ hätte umschreiben können. Doch die erst zwölfjährige „Rocksängerin“ konnte dem körperlich „überlegenen“ Dialogpartner Paroli bieten und sich stimmlich gut gegen ihn behaupten. „Viva la Musica“ heißt der Song, den Marco Launert den beiden auf den Leib geschrieben hat. Nach der Pause bewies Hübers, dass sie außer singen auch komponieren kann – ihr Titel „Eine Welt, die sich nicht dreht“ war ein richtiger Ohrwurm und alles andere als oberflächlich.

Der lange Applaus, den Passerschroer für seine gelungene Version des Sinatra-Hits „Strangers in the Night“ erhalten hatte, schien dem Sänger etwas zu Kopf gestiegen zu sein. Denn als er zusammen mit Albers im Duett das smarte „Something stupid“ sang, stimmten zwar die Einsätze, aber der Bariton spulte eine „Ein-Mann-Show“ ab, die so künstlich wie erdrückend wirkte.

Mindestens drei weitere Highlights bot noch der Quartettverein: Sehr stimmig fiel der US-Traditional „Way down“ aus, den Josef Böing mit feinen Mundharmonikalinien garnierte. Schön loteten die Männer das stimmungsvolle Fischerlied „Vicin’o mare“ aus, um danach mit dem lebensfrohen, gut gesteigerten hebräischen Volkslied „Hava Nagila“ fast über sich hinauszuwachsen.

Als dann das Medley „Die Czárdásfürstin“ folgte und der Chor feine Wechsel mit Biermann sang, schien die Begeisterung im Saal keine Grenzen mehr zu kennen. Dazu trugen auch Prof. Xaver Poncette am Flügel, Hans Deing (Akkordeon), die Moderatorin Angelika Nehm und die Rhythmusgruppe Heiden bei, die sich alle in bewährter Klasse zeigten.

Bocholter-Borkener Volksblatt, 3. Dezember 2018


Solist Winni Biermann singt mit den Sängern des Quartettvereins.

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