Berichte

Laudatio zur Verabschiedung von Otto Groll

Hans-Bernd Beumling – MGV Concordia Heiden

,,Alles im Leben ist vergänglich – außer der Liebe und der Musik.“ So sagt eine schottische Weisheit.

Lieber Otto, liebe Heidi! – liebe Sänger und Sängerfrauen, Freunde der Chormusik, verehrte Gäste.
Es ist mir eine große Freude und eine Ehre, heute anlässlich der Verabschiedung unseres Chorleiters Otto Groll die Laudatio sprechen zu dürfen.

Für mich gehört Chormusik seit meinem 18. Lebensjahr zum festen Bestandteil meines Lebens und ich bewundere die Arbeit von Chorleitern, die eine große Zahl von Sängern zu einem Klangkörper vereinigen können. Darüber hinaus verbindet mich mit Otto 55 Jahre Chormusik und eine 40-jährige wunderbare Zusammenarbeit in verschiedenen Vorstandsämtern. Wir blicken zurück auf 55 Jahre, in denen du, lieber Otto, den MGV Concordia Heiden geprägt hast. Das ist allemal ein Grund, dich zu ehren.

Der 03. Mai 1966 war für den MGV Concordia Heiden ein Glückstag. Die Stelle des Chorleiters war vakant und du wurdest seinerzeit von klugen, weitsichtigen Sängern u.a. Josef Jägers, auf diesen Umstand angesprochen.
In deiner Eigenschaft als „Kreischorleiter“ warst du spontan bereit zu helfen; das heißt „auszuhelfen“ und die Leitung des Chores für eine vorübergehende Zeit zu übernehmen. Uns Sängern war seinerzeit bewusst: „vorübergehend“ bedeutet: „55 Jahre“.

Ich erinnere mich an unsere erste gemeinsame Probe. Auf deine Frage „Was habt ihr denn bisher gesungen?“ kam die Antwort „Rosen aus dem Süden“. Nach deinem ersten Dirigat warteten alle Sänger gespannt auf deine Reaktion. – Die war sehr wertneutral – aber ich habe an deinem Gesichtsausdruck erkannt: Na Ja! Das geht auch anders, das geht besser; daran muss man arbeiten. Allerdings hattest du auch erkannt, in dem Chor steckt Potenzial. Dein erster Kommentar: „Oh, starke Tenöre“. Willi Becker, Anton Denker, Hermann Möllmann, Hubert Bülten, Hans Wienen, um nur einige zu nennen.

Als ich relativ jung zur Chormusik kam, sang man noch beim MGV Concordia mit viel Pathos von Rüdesheimer Wein, vom Küfergesellen, vom Brauhaus zur kupfernen Nase und „Es zog der Maienwind zu Tal.“ Eine Chorliteratur, die ich als antiquiert und verstaubt empfunden habe und einen jungen Sänger nicht gerade begeisterte.
Das änderte sich im Mai 1966 – als du lieber Otto – die Leitung des MGV Concordia übernommen hast. Nunmehr war rhythmische Chormusik angesagt, internationale Folklore, Chorwerke die von dir komponiert bzw. bearbeitet wurden, häufig unterstützt durch Instrumente wie Klavier, Gitarre, Bass und Schlagwerk oder auch gute Gesangssolisten. Die Proben machten nun Spaß; Otto du hast es verstanden auch mit pädagogischem Geschick die Sänger zu begeistern, ja! – zu motivieren.

Nach der Übernahme der musikalischen Leitung des Chores durch den Musikpädagogen Otto Groll begann für den MGV Concordia eine steile Aufwärtsentwicklung unter neuen musikalischen Aspekten.
Unter deiner Leitung entwickelte sich der Chor zu einem Klangkörper mit eigenständigem Profil.
Ich habe mir mal die Programme aus den 70er, 80er und 90er Jahren angesehen; es ist unglaublich, was wir alles schon gesungen haben und mit welcher Begeisterung unsere Konzerte auch vom Publikum aufgenommen wurden.

Einige Beispiele:
Das erste Konzert im Oktober 1967 „Lieder der Völker“ im alten Saal Dunckhöfner – dreimal ausverkauftes Haus.

Z.B. das Konzert im Kosaken-Outfit; das war nicht nur gesanglich, sondern auch optisch ein Highlight.
oder „Seemannslieder und Shanties“ mit dem Bocholter Solisten Walter Ellers und dem bekannten „Seemannslos“

Aber auch die Konzerte in der Sporthalle der Ludgerus-Schule unter dem Motto: ,,Slawischer Lieder Abend“

,,Über Länder und Meere,

Heitere Chormusik ,

Folklore der Welt,

Lieder und Songs aus der neuen Welt,

Festliche Chormusik,

u.a. auch mit dem Mandolinen-Orchester Dinslaken, den Solisten Willi Kamps, Edwin Jansen, Manfred Knop – Trompete und “ dem Bassisten Kemper „Jerusalem“ oder später „Wo Liebe ist wird Frieden sein“ mit dem MGV Solisten Anton Denker.

Aber auch Konzerte im Vennehof Borken mit:

Günter Wewel, dem russischen Pavarotti Vadim Korschunov und seinem BalalaikaEnsemble, Eugene Holmes, Johannes Kalpers, James Mc. Lean, Serge Kol1mov oder Karl Ridderbusch, Daniel Behle, Cordula Berner, um nur einige zu nennen, das alles waren namhafte Künstler, von nationalen Rang, die unsere Konzerte bereichert haben.

Ich denke auch an die Großkonzerte im Rahmen der Chorgemeinschaft Groll in der Münsterlandhalle, vor knapp 4.000 Zuhörern.

1975 mit Ivan Rebroff
1985 mit Hermann Prey und großem Symphonieorchester 1989 mit Rene Kollo

Große Konzerte in der Philharmonie Essen oder Konzerttheater Coesfeld

Zu erwähnen sind auch die tollen Chor- und Konzertreisen in den Osten und Westen der USA

1970 mit unseren Dülmener Sangesfreunden; New York, Philadelphia, Washington,
Am 14. Juni 1985 startete der MGV Concordia zu einer mehrwöchigen Konzertreise in die Oststaaten der USA und auch Kanada.

Es entwickelte sich hieraus eine langjährige intensive Freundschaft zum Sängerchor Newark in New Jersey, der von dem Heidener Manfred Knoop geleitet wurde; mit zahlreichen Gegenbesuchen in Heiden.

1999 stand im Zeichen einer 18-tätigen USA-Konzertreise durch en Südwesten des amerikanischen Kontinents mit Stationen in New York-City, Arizona, Nevada, Utha und Kalifornien mit 5 Konzerten in San Francisco, Santa Barbara, Los Angeles und San Diego.

2003 Rom, die Mitgestaltung einer Messe am hl. Stuhl im Petersdom und Pantheon und Auftritten an der Amalfi-Küste, Capri

oder im Jahre 2009 eine Chor- und Konzertreise in die Toskana mit Florenz, Lucca, Pisa und Siena
Das alles waren Ereignisse, die vielen von uns nachhaltig in Erinnerung geblieben sind.

Ich bin zutiefst davon überzeugt, ja und ich lege mich hier fest: Ohne Otto Groll wäre das alles so nicht möglich gewesen. Otto hat sich durch ein beispielhaftes Engagement weit über die nationalen Grenzen hinaus als Komponist und Arrangeur in der Chormusik einen Namen gemacht.

Anspruchsvolle Konzerte im In- und Ausland, Chorsendungen im Rundfunk und die Tonträqer, ich nenne einmal die des MGV Heiden: „World is singing“, „Sonniges Spanien“, „Leben ist Lachen und Singen“.

In den vielen Konzerten zeigten die Konzertprogramme einen großen Spannungsbogen, der zu einem besonderen musikalischen Höhepunkt führt. Insgesamt bestimmen Geschlossenheit, Stimmkultur und perfekte Abstimmung im Rhythmischen die Darbietungen des Chores, den Du – lieber Otto – souverän und mit hohem physischen Einsatz leitest.

Otto! – deine Begeisterung für den Chorgesang und die Tatsache, dass du Chorleiter von 5 Männerchören warst, eröffnete uns die Möglichkeit, mit der „Chorgemeinschaft Groll“ Chorgesang der Superlative zu erleben.

In der Presse war häufig von einer „Sternsunde der Chormusik“ zu lesen. Mit der Chorgemeinschaft Groll standen bis zu 200 Sänger auf der Bühne. Wenn dann auf Kommando aus voller Kehle „Kosaken auf die Pferde, werft euch in die Sättel, hey auf, auf“ ertönt, kann man deine Energie und Leidenschaft für den Chorgesang spüren, und erleben, wie diese Energie auf die Sänger überspringt. Stürmischer und anhaltender Applaus ist dann Lohn für Monate langes Bemühen um musikalischen Ausdruck und Harmonie.

Die Grundlage für solche Erlebnisse waren nun mal intensive Chorproben. Vor den Erfolg haben bekanntlich die Götter den Schweiß gesetzt. Otto! Die Chorprobe mit dir haben auch Spaß gemacht; und ich sehe hierfür drei Gründe:

  1. Du lässt eine angenehme und lockere Atmosphäre entstehen, verlierst niemals mit uns Gesangslaien die Geduld, bringst immer nur konstruktive Anmerkungen zum kollektiven Bessermachen an, – nimmst jeden von uns in seiner Unvollkommenheit ernst.
  2. Du lässt uns teilhaben an deinem musikalischen und gesanglichen Wissen und Können. Dies lässt uns den passenden Ton, Rhythmus und Takt finden, und auch erfahren, wie unsere Atmung verbessert werden kann.
  3. Du ermunterst uns zu mehr Emotionalität beim Singen.

Ich darf dir heute sagen, die wöchentlichen Proben, die öffentlichen Auftritte, die tollen Konzerte und vor allem die Konzertreisen bis hin in andere Kontinente; es hat Spaß gemacht und ich möchte auf keine Sekunde dieser Zeit verzichten.
Auch haben wir Sänger deine Toleranz bewundert, wenn du z.B. zum x-ten Mal sagen musstest:

  • gemeinsam präzise einsetzen
  • Vokale hell färben
  • geschlossen homogen singen, damit der Chorklang trägt
  • klare Aussprache und die Endkonsonanten deutlich aussprechen
  • bei den getragenen Stücken Vokale aussingen
  • dabei möglichst einen langen Atembogen spannen
  • Atempausen möglichst unhörbar machen und nicht vor dem letzten Akkord Luft holen
  • vor allen dem Lied die vorgeschriebene Dynamik geben

Unter deiner souveränen und Ruhe ausstrahlenden Leitung fühlen sich die Sänger sicher aufgehoben.
Die mit Leichtigkeit, Spontaneität vorgetragenen Chorwerke begeistern auch ein großes Publikum.

Lieber Otto – meine Damen meine Herren!
An dieser Stelle möchte ich eine kleine Zäsur machen mit Blick in die Zukunft. Mit Michael Hartei – Kantor und Organist – gelang es dem MGV-Vorstand einen sehr fachkompetenten und engagierten Nachfolger zu verpflichten.
Dessen erklärtes Ziel es ist, als musikalischer Leiter zusammen mit den Sängern die an Erfolgen reiche Historie des MGV fortzusetzen.

Will man Michael, sein Wirken und Schaffen in Kürze charakterisieren, so kann man es mit den Stichworten Vielfalt, Phantasie, Kreativität und Intensität umreißen. Beharrungsvermögen, Durchsetzungskraft, Engagement gehören ebenfalls zu seinen Charaktereigenschaften.

Ich will es mal mit einem kleinen Vers umreißen:

Der Michael ist ein Chorleiter der Extraklasse!
Uns musikalisch einzubinden, hebt sich wohltuend ab aus jeder Masse.
Voller Elan und Humor, in seiner ganz speziellen Art,
wirkt seine Herzlichkeit immer wieder sehr apart.
Doch nicht allein die wundervollen Töne der Chormusik,
auch das menschlich tiefe Miteinander ist sein Trick!

Otto! – der Chor hat einen würdigen, fachkompetenten Nachfolger gefunden. Und darüber dürfen wir uns alle freuen und lässt uns für die Zukunft hoffen,

Lieber Michael, liebe Sänger!
Der Chorgesang, unsere zweite, unerschöpfliche und weltumspannende Sprache ist zu einem Bestandteil unseres Lebens geworden. Chorbewegungen sind Anreiz zum künstlerischen Schaffen und bieten vielfältige Möglichkeiten künstlerische Ideen umzusetzen. Das Singen in der Gemeinschaft bietet Menschen ahne Ansehen der Person und des Standes eine wichtige Chance Heimat und Sinn zu finden. Das künstlerische Potenzial und die Leistungsfähigkeit des MGV Concordia Heiden auf hohem Niveau zu halten und wenn möglich nach auszubauen, wird auch in Zukunft unser aller Aufgabe und Verpflichtung sein.

Nun wieder zu 55 Jahre Otto Groll:
Ich möchte Gelegenheit nehmen, mit Respekt und aufrichtiger Sympathie weitere Sänger zu nennen, die sich in der Vorstandsarbeit eingebracht und mit Otto hervorragend zusammen gearbeitet haben. Ich nenne einmal beispielhaft 3 Sänger, von denen leider 2 nicht mehr unter uns sind:

Paul Nienhoff,

der von 1968 – 1983, mit Umsicht, Idealismus und Engagement in seiner ausgleichenden Art als Vorsitzender erfolgreiche Vereinsarbeit geleistet hat. Nach dem Motto „Fordere viel von Dir selbst und erwarte wenig von anderen“.

Klaus Dumke,

Vorsitzender in der Zeit von 1986 bis 1995, der sich bei der Aufarbeitung der Geschichte des MGV im Rahmen der 100-Jahrfeier verdient gemacht hat. Sein spontaner und trockener Humor, seine rhetorischen Fähigkeiten haben uns Sänger immer wieder begeistert.

Robert Busch,

unser derzeitiger Vorsitzender, dem es als ehemaliger engagierter Kommunalpolitiker am Herzen liegt, den MGV Concordia in das gesellschaftliche, kulturelle Leben der Gemeinde Heiden stärker einzubinden.

Es ist nicht selbstverständlich, dass Chorleiter, Vorsitzender und Vorstand so harmonisch zusammenarbeiten.
Ich weiß wovon ich spreche, während meiner langjährigen Vorstandstätigkeit in verschiedenen Vorstandsämtern insbesondere auch als Vorsitzender hat es nie Probleme gegeben.

Offene Fragen wurden diskutiert und wir kamen immer erstaunlich schnell auf einen gemeinsamen Nenner.
Trotz Deiner unerschütterlichen Überzeugungstreue, aber immer auch vorhandene Dialogbereitschaft, deine Integrationsfähigkeit haben dir die Achtung und die Wertschätzung der Sänger eingebracht.

In den Jahren meiner Vorstandstätigkeit beim MGV Concordia Heiden und auch als Vorsitzender der Chorgemeinschaft Groll habe ich diese Eigenschaften schätzen gelernt. Hierfür möchte ich auch persönlich sagen: „Vielen herzlichen Dank Otto Groll“ .

Ein besonderer Dank gilt aber auch deiner lieben Frau Heidi, die klug und umsichtig, mit liebenswürdiger Bestimmtheit jeglichen Alltagsstress von dir fernhält, so dass du dich voll auf deine künstlerische Aufgabe als Chorleiter konzentrieren kannst.

Als die eigentliche Seele des Hauses Groll, weiß Heidi, was für Otto gut ist.

Lieber Otto! Du kannst an deinem heutigen Ehrentag mit Stolz und Genugtuung auf erfolgreiche Jahre sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben, insbesondere als Chorleiter und Dirigent zurückblicken.

Natürlich ist uns allen bewusst, die biologische Uhr lässt sich nicht anhalten. Seit einiger Zeit ziert nun die Acht! deine Lebensjahrzehnte. In den Achtzigern befindest du dich im Hochsommer deines Lebens. Die Sturm- und Drangzeit des Lebensfrühlings ist vorüber; allerdings für dich – als unseren langjährigen Dirigenten – zeigt der Rückblick ein reiches und erfülltes Leben.

Und so wünsche ich dir zu deinem heutigen Ehrentag im Namen aller Sänger weiterhin eine schöne für dich sinnvoll genutzte Zeit. Eine Zeit ausgefüllt mit kreativer Arbeit in all ihren vielfältigen Facetten, eine Zeit, die dir auch Zeit lässt für deine Familie für deine Heidi, ganz besonders wünschen wir dir eine gesunde Zeit.
Mit Blick auf die Zukunft wünschen wir dir die Freude und die Kraft, dass du all deinen Neigungen noch lange nachgehen kannst.

Noch eine persönliche Anmerkung am Schluss: Ich bitte dich, freundlich zu übersehen, was ich beim Recherchieren etwa übersehen oder falsch dargestellt habe.

Ich freue mich persönlich auch darüber, dass ich mit dir 55 Jahre zusammen singen durfte und dir in 40 Jahren Vorstandsarbeit zur Seite stehen und dich im Bemühen um den Chorgesang unterstützen konnte.

Lieber Otto, für heute wünsche ich dir, deiner Heidi und allen hier im Saal einen unvergesslichen Tag, und für die Zukunft Gesundheit, Glück und Gottes Segen.

Herzlichen Dank für 55 Jahre Chorleitertätigkeit beim MGV Concordia Heiden.

Heiden, 29. Mai 2022

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