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Fast jede Nummer war ein Hit

Konzert des Bottroper Männerquartetts 1881 im Lichthof der Berufsschule

– Otto Groll wurde als Ehrengast eingeladen –

Von Hans-Jörg Loskill

Ein Dirigent braucht zwar die Arme, um den singenden Herrschaften den Takt vorzugeben. Doch wenn er „fußkrank“ ist und nicht am Pult stehen kann, fallen Konzerte aus. So auch bei Axel Quast und dem Männerquartett 1881. Sie mussten ihr beliebtes „Frühlingskonzert“ auf die ersten Sommerwochen verlegen. Das tat der Güte und der Beliebtheit des Programms jedoch keinen Abbruch. Im vollbesetzten Lichthof versammelte sich nicht nur der traditionsreiche Chor, rund 50 Mitglieder stark, sondern auch das tüchtige und erfolgreiche Zupforchester Kirchhellen (das im kommenden Jahr sogar bei der Weltausstellung in Mailand auftreten soll) sowie die Solistinnen Cordula Berner, Sopran, und die Pianistin Olga Andryushchenko. Alle wurden mit viel Beifall verabschiedet. „Melodien zum Verlieben“ nannte sich das Evergreen-Programm.

Der Titel versprach nicht zuviel. Fast jede Nummer war ein Hit, entweder für den Chor, für das mit Gitarren, Mandolinen, Bass und Man-dola besetzte Ensemble oder für die Solistinnen. Zumal der Schöpfer des Werkes mit diesem Anspruch in der ersten Reihe saß: Otto Groll, einer der fleißigsten und bekanntesten deutschen Komponisten für das heutige Chorwesen. Er dürfte seine eigenen Stücke („Balkenfeuer“ und „Melodien zum Verlieben“) in der Interpretation des Quartett-Chores genossen haben.

Das Männerquartett war „gut drauf“. Musikdirektor Quast waltete mit Umsicht und Entschiedenheit, gab den Stimmblöcken jeweilige Sicherheit. Auch a-cappella, also ohne unterstützendes Orchester oder Klavier, stemmte der Chor unproblematisch seine Aufgaben (Werke von Lißmann, Desch, Groll sowie aus der Bergmanns-Literatur). Das mit rund 20 Mitwirkenden auftretende Zupforchester (Kompositionen von Odell, Lincoln, Kok und Williams) ließ sich von der jungen Niederländerin (und Musikschul-Dozentin) Mareijke  Wiesenekker inspirieren, die sich bei anderen Nummern allerdings wieder in die Instrumentalriege einreihte.

Mit sanftem, höhensicherem lyrischem Sopran brachte sich Cordula Berner bei Liedern von Robert Stolz und Leo Delibers u. a. ein. Als sie das Vilja-Lied aus Leh’ars „Lustiger Witwe“ mit feinem Gespür für das Sentimentale sang, summte der ganze Saal selig mit.

Als Moderatorin Annika Boeningk zum Schluss den Termin für das ebenfalls geschätzte Weihnachtskonzert des Chores nannte (14. 12.), freute sich die Mehrheit des Publikums auf die erneute Begegnung mit den kernigen Stimmen am Ende des Jahres. Ein paar jüngere Sänger werden übrigens gern vom Quartett aufgenommen!

WAZ, 08.Juli 2014


Ausverkauftes Sommerkonzert des Männerquartetts 1981 im Lichthof der Berufsschule. Der Chor war gut drauf und unterhielt die Zuschauer mit einem Evergreen-Programm „Melodien zum Verlieben“

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