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Musikalisches Feuerwerk zum Abschluss des Jubiläumsjahres

MGV und Frauenchor Herborn feierte glanzvolles Festkonzert mit Otto Groll und seinem Meisterchor Quartettverein Bocholt e.V.

„Freude am Leben heißt: Freude verschenken“ – dieser klangstarke Chorsatz war bereits die vierte Zugabe, welche die 40 Sänger des Meisterchores Quartettverein Bocholt mit ihrem berühmten Dirigenten, Musikdirektor Otto Groll, den Zuhörern schenkten. Mit stehenden Ovationen feierten sie den außergewöhnlichen Gastchor aus Westfalen, der den zweiten Teil des Festkonzertes des MGV und Frauenchores Herborn zum Abschluss seines Jubiläumsjahres „150 Jahre Männerchor Herborn“ wie ein musikalisches Feuerwerk gestaltete.

Nimmt man das Ende vorweg, so beschreibt man auch den Beginn:

Welche Kraft Musik und Gesang zu entfalten vermag und welche berührende Freude dadurch spürbar wird, erlebten Gäste wie Gastgeber gleichermaßen bei der zuvor gemeinsam verbrachten Zeit. Der Funke sprang schon beim Willkommensumtrunk im Hotel Sonnenhof unmittelbar über, wo das erste Lied erschallte. Liebevoll hatte der Vorstand des Herborner Jubiläums-Chores ein Programm vorbereitet, um den Gästen die Einzigartigkeit der Edelsteinindustrie in unserer Heimat-Region näher zu bringen. So ertönten auf dem Marktplatz unterhalb der Felsenkirche spontan wunderschöne Klänge – temperamentvoll dirigiert von Otto Groll. Schnell hatte sich ein Publikumskreis gebildet, der begeistert applaudierte – Gesang schenkt Freude.

Die Generalprobe der Chöre in der Bürgerhalle Hettenrodt entwickelte sich zu einem kleinen Fest für „Freundschaft und Gesang“. Gemeinsam mit dem MGV Hettenrodt hatte der MGV und Frauenchor Herborn – beide unter der musikalischen Leitung von Chordirektorin Maria Schukov – die Programmfolge des ersten Teiles seines Festkonzertes vorbereitet. Bei beiden Chören war Otto Groll bereits in vergangenen Jahren persönlicher Ehrengast. Nun hat er zur Mitgestaltung einen seiner fünf Meisterchöre mitgebracht.

Die voll besetzte Mehrzweckhalle Herborn war in eine warme farbige Illumination getaucht (Elo-ton), die akustische Technik von Stephan Dreher ausgefeilt, als unter der Leitung von Maria Schukov der MGV und Frauenchor Herborn „Amigos para siempre“ von Lloyd Webber – am Klavier Friedel Schmidt – anstimmte. Mit sichtbarer Freude begrüßte die 1. Vorsitzende, Ingrid Schmidt, das Festpublikum, die Gastchöre und Ehrengäste. Sie blendete auf die großartige Erfahrung zurück, als der MGV und Frauenchor Herborn bei seiner Sängerfahrt in der Essener Philharmonie hinreißende Chormusik auf höchstem Niveau erlebte – mit 250 Sängern auf der Bühne, im Dirigat Otto Groll, der die Hunsrücker später auch persönlich noch begrüßte.

Ehrende und bewegende Grußworte in Verbindung mit der Überreichung der Ehrenurkunde fand der Vertreter des Chorverbandes Rheinland-Pfalz, Horst Peuter. In einer kleinen Hommage betonte er die Kultur tragenden Aktivitäten einer Chorgemeinschaft, die Leistung und Anspruch darstellen. Er lobte die Werte im sozialen Engagement, die durch das Chorleben über Jahrzehnte auch an die jüngeren Generationen vermittelt wurden. Doch nichts geschähe ohne die Ausstrahlung der Freude!
Der Verbandsbürgermeister von Herrstein, Uwe Weber – gleichzeitig Schirmherr im Jubiläumsjahr – spann in einem spontanen Grußwort den Faden weiter. Er wies darauf hin, dass im „Steinernen Gästebuch“ der Edelsteinregion mit einer kleinen Zeremonie ein Stein übergeben wird, den der berühmte Gast Otto Groll mit einem besonderen Namen beschriften wird. (Darüber wird noch getrennt berichtet).

Die Gastgeber hatten sich im ersten Teil des Programms neben einer Vielzahl Otto-Groll-Liedern einige Überraschungen einfallen lassen. Hierbei führte Wolfram Anders mit seiner Moderation elegant durch den Abend. So zeigte der MGV und Frauenchor Herborn sein feines musikalisches Spektrum zwischen dem schwedischen Kunstlied „Komm Herzensfreud“ von Hugo Alfvén und den lebensfrohen Bearbeitungen von Otto Groll „Ich war noch niemals in New York“ und dem „Kriminal-Tango“.
Eine strahlende Klangfülle brachte der MGV Hettenrodt unter der Leitung von Maria Schukov auf die Bühne und gab unter anderem mit dem „Andalusischen Traum“ – Tenorsolo Wilfried Wagner, Klavier Friedel Schmidt – seine Hommage an den Komponisten Otto Groll.

Die erste Überraschungs-Rakete schossen Maria und Maxim Schukov ab mit zauberhaften russischen Weisen auf der Dombra. Danach begleiteten sie auf Dombra und Akkordeon Irma Schukov bei ihrer wunderschönen Gesangsdarbietung.

Eine zweite Überraschung folgte: Hannah und Alisa Conradt sangen „Das Mädchen am Meer“ in einem Chorsatz, den Otto Groll eigens für ihre Stimmen schrieb und den er ihnen bei einem früheren Besuch geschenkt hatte. Die inzwischen ausgereiften Stimmen der beiden jungen Menschen berührten zutiefst den Komponisten und auch das Publikum. Den heiteren Akzent setzte der Einschub des Lagunen-Walzers im Solo-Duett Manfred Schwarz/Wilfried Wagner – mit der Klavierbegleitung von Friedel Schmidt.

Der heiß erwartete Auftritt des Quartettvereins Bocholt gestaltete den zweiten Teil des Abends. Jaap Maats, 1. Vorsitzender, betonte in seinem Grußwort, wie sehr die Sänger von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Chöre beeindruckt seien. Er überreichte dem Jubiläums-Chor und dem befreundeten Hettenrodter Männerchor als Gastgeschenk je einen Chorsatz von Otto Groll – einschließlich der Noten der Klavierbegleitung.

Die strahlende Freude am Singen überbrachten die Bocholter Sänger den Zuhörern schon bei ihrem Eingangsstück „Hallellujah, sing ein Lied“ – Chorsatz-Bearbeitung von Otto Groll. Der Funke war gezündet. Das Publikum begann, den Augenblick zu leben. Es gab sich der homogenen Klangfülle der Sänger hin und genoss fasziniert die sensible Zeichengebung des Dirigenten und sein virtuoses Klavierspiel. Daneben hatte der Chor selbst ein starkes solistisches Potential zu bieten. In „Oh happy Day“ – Satz Otto Groll – übernahm Josef Grunden mit warmen Bariton den solistischen Einschub.

Ein perfektes Mundharmonika-Solo brachte Josef Böing in den Liedvortrag „Coralee“ von Otto Groll ein. Er übernahm auch gelegentlich eine Gitarrenbegleitung. Hans Deing bereicherte durch sein Akkordeon-Spiel und unterstützt bereits seit 1974 bei Konzerten die Darbietungen des Quartettvereines Bocholt.

Einen besonderen Höhepunkt erlebten die Zuhörer bei „Herrlicher Baikal“ –Satz Otto Groll – mit dem überwältigenden Tenor-Solo von Winfried Biermann und der Begleitung von Dombra und Akkordeon durch Maria und Maxim Schukov. Zum hohen Genuss des Publikums vermischten sich die Musizierenden auf der Bühne wie in einem Kaleidoskop. Die Hettenrodter Sänger kamen nun mit dazu. Bei dem von den Chören der Region viel gesungenem Otto-Groll-Lied „Träume von Sorrent“ hörte man jetzt die Klavierbegleitung von Friedel Schmidt – im Dirigat stand der Komponist selbst.

Zu einem strahlenden musikalischen Feuerwerk beider Chöre wurde der Vortrag „Feurige Herzen“. Wer das Chorstück von Otto Groll kennt, weiß um das Atem beraubende Tempo. Das hatten die Bocholter Männer wohl zuvor schon bei „Ilsebill, die Plaudertasche“ geübt. Mit einem glänzenden Dirigat führte diesmal Maria Schukov alle Sänger – im perfekten Gleichklang mit der temperamentvollen Klavierbegleitung von Otto Groll. Wieder begeisterte die volumenstarke Tenor-Stimme von Winfried Biermann im Solo-Part. Das Publikum spendete stehend seinen anhaltenden Applaus.

Mit dem Quartettverein Bocholt reisten Freunde zurück in die Heimat. Begeisterung und neue Erfahrungen nahmen sie mit. „Für mich war diese Region ein „weißer Fleck“ auf der Landkarte – nun schillert er wie ein Edelstein“, sagte einer der Sänger. „Hier komme ich mit meiner Frau wieder hin“, sagte ein anderer. Und ein nächster meinte versonnen: „Chorgesang mit Otto Groll bestimmt mein Leben.

Alles Schöne erlebe ich durch das gemeinsame Singen und das damit verbundene Miteinander“. Freude am Leben heißt: Freude verschenken.

Bericht und Bild, Gudrun Gottschalk (gug), 8. September 2014


Der Quartettverein Bocholt hat einen Teil des Konzerts in Herborn mit gestaltet.


Dirigent und Chorleiter Otto Groll

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